Durch Events Beteiligung stärken
Veranstaltungen können weit mehr sein als Info-Termine. Wenn du sie gut planst, können sie Menschen Schritt für Schritt in echte Handlung bringen. Das Berliner Projekt „Solar Power to the People“ des Vereins Plan B 2030 e.V. macht deutlich, wie das funktionieren kann.
Dabei dient Plan B hier als Beispiel zur Veranschaulichung und Inspiration – als ein Praxisfall, aus dem du lernen kannst, wie Events gestaltet werden können, damit daraus langfristiges Engagement entsteht.
Die FUNtragsparty von Plan B 2030 e.V.
Berlin steht vor einer großen Herausforderung: Ab 2030 ist das städtische CO₂-Budget rechnerisch aufgebraucht. Gleichzeitig lebt der Großteil der Berliner*innen zur Miete – die Energiewende findet also nicht auf Eigenheimdächern statt, sondern dort, wo wenig Platz, wenig Eigentum und oft auch wenig technisches Vorwissen vorhanden ist. Balkonkraftwerke können hier ein wichtiger Hebel sein, zumal ihre Anschaffung sogar gefördert wird. Doch das Problem: Das Antragformular für die Förderung ist äußerst komplex und für Einzelpersonen kaum zu bewältigen.
Deshalb bietet Plan B die sogenannten FUNtragspartys an – ein niedrigschwelliges, praxisnahes Veranstaltungsformat, das Teilnehmende Schritt für Schritt durch den Förderantrag für ein Balkonkraftwerk führt. Der bürokratischer Akt der Antragstellung wird dabei zum Gemeinschaftserlebnis, das Spaß macht und Unterstützung bietet.
1. Engagement entsteht durch praktische Unterstützung
Viele Menschen scheitern nicht am Willen, sondern am „Wie“. Komplexe Förderformulare, technische Fragen oder mangelnde Zeit können dafür sorgen, dass gute Vorsätze nie umgesetzt werden.
Plan B hat gezeigt:
Wenn ein Event nicht nur informiert, sondern konkret begleitet, werden Menschen aktiv.
Ihre Formate dienen als Struktur, die Teilnehmende durch alle schwierigen Schritte führt –Feld für Feld, Klick für Klick. Genau das kannst auch du für deine eigenen Themen oder Projekte übertragen.
2. Menschen dort abholen, wo sie stehen
Plan B richtet seine Formate konsequent an realen Bedürfnissen aus – und das ist eines der wichtigsten Learnings für dich.
Was du aus dem Beispiel mitnehmen kannst:
Mach es leicht, überhaupt teilzunehmen.
Biete einfache Einstiege und klare Abläufe.
Wiederhole Formate regelmäßig, bis sie bekannt werden.
Rechne mit Geduld: Bei Plan B brauchte es mehrere Durchläufe, bis sich hohe Teilnahmezahlen entwickelten.
Engagement braucht Verlässlichkeit und Wiederholung.
3. Das richtige Format finden
Event ist nicht gleich Event. Das Format entscheidet maßgeblich darüber, ob Menschen sich angesprochen fühlen, teilnehmen und sich einbringen. Welches Format geeignet ist, hängt stark von der jeweiligen Zielgruppe ab. Plan B hat drei Veranstaltungsformate entwickelt, die unterschiedliche Gruppen ansprechen.
3.1 Präsenzworkshops – persönlich, intensiv und mit hoher Abschlussquote
Für wen? Menschen, die persönliche Beratung brauchen – oft ältere Zielgruppen.
So funktioniert es bei Plan B:
Teilnehmende bringen ihre eigenen Laptops, Handys oder Tablets mit.
Die Antragstellung wird gemeinsam Schritt für Schritt durchgegangen.
Komplexe Stellen werden für alle erklärt.
Am Ende ist der Antrag meistens komplett abgeschickt.
Was du daraus lernen kannst: Präsenz schafft Klarheit und Sicherheit – perfekt für komplexe Themen.
3.2 Firmeninterne Online-Workshops – Communities nutzen, die schon existieren
Für wen? Mitarbeitende in Unternehmen.
Warum es bei Plan B funktioniert:
Kolleg*innen motivieren sich gegenseitig.
Die Teilnahme während der Arbeitszeit ist einfach.
Es entsteht ein echtes „Wir machen das jetzt zusammen“-Gefühl.
Was du daraus ableiten kannst: Wenn du Events in bestehende Gemeinschaften bringst, steigt die Abschlussquote enorm.
3.3 Ein kurzes, wöchentliches Mittagspausenformat
Für wen? Berufstätige mit wenig Zeit.
Was das Format auszeichnet:
Dauer: kurz, online, zur Mittagspause.
Wöchentliche Wiederholung für hohe Verlässlichkeit.
Alle arbeiten parallel am Antrag.
Plan B beantwortet live Fragen und unterstützt bei Stolperstellen.
Was du daraus lernen kannst: Regelmäßige Kurzformate holen Menschen mitten im Alltag ab – und genau dann, wenn sie Zeit haben.
4. Kooperationen als Booster für Reichweite und Vertrauen
Ein weiteres zentrales Learning aus dem Beispiel: Sichtbarkeit entsteht durch Partnerschaften.
Plan B arbeitet u. a. mit:
Bibliotheken
Vereinen
Unternehmen
Hochschulen
Die Vorteile für dich liegen auf der Hand:
höhere Show-Rates
Vertrauen durch bekannte Institutionen
zusätzliche Ressourcen wie Räumlichkeiten oder Veranstaltungsbudget
niedrigere Einstiegshürden für neue Zielgruppen
Plan B passt dabei die Finanzierung flexibel an die Zahlungsfähigkeit der jeweiligen Partner an. Stadtbibliotheken verfügen beispielsweise über eigene Veranstaltungsbudgets und können pro Event bis zu 500 Euro beisteuern. Bei Unternehmen liegen die möglichen Beträge in der Regel noch höher.
5. Outreach: Digital und analog kombiniert
Plan B zeigt, wie wirkungsvoll die Mischung aus Online-Tools und klassischem Offline-Outreach ist.
5.1 Die Solar-App als erster Aktivierungs-Impuls
Um geeignete Balkone für ein Balkonkraftwerk zu erkennen, nutzt Plan B eine App: Bilder vom Balkon hochladen → Ertrag und CO₂-Einsparung berechnen lassen.
Für viele ist dieser niederschwellige Check, ob ihr Balkon überhaupt förderfähig wäre, der erste kleine Schritt – und oft der Auslöser, anschließend an einem Workshop teilzunehmen.
5.2 Balkon-Scouts: Personalisiertes Ansprechen funktioniert
Freiwillige scannen von außen Balkone, prüfen die Eignung und verteilen dann personalisierte Flyer:
„Dein Balkon ist geeignet – komm zur Veranstaltung am …“
So erreicht man auch Menschen ohne digitalen Zugang – und sehr zielgenau.
5.3 Dranbleiben nach dem Event
Plan B zeigt auch: Engagement endet nicht nach dem Workshop.
Du brauchst Follow-ups:
Newsletter mit weiteren Angeboten
Erinnerungen
Gruppenchats
Einladungen zu Sammelbestellungen oder Austauschformaten
Das hält Menschen in der Community.
6. Der Engagement-Kreislauf von Plan B
Du kannst diese Struktur für nahezu jedes Thema nutzen:
Aufmerksamkeit erzeugen – Anzeigen, Social Media, Flyer, Outreach
Motivation schaffen – Individuellen Mehrwert verdeutlichen, App-Checks
Teilnahme an Events – Live-Unterstützung, gemeinsame Antragstellung
Community aufbauen – Austauschgruppen, Sammelbestellungen, Installationshilfe
Multiplikator*innen gewinnen – Teilnehmende werden selbst aktiv und werben neue Menschen an
Damit Teilnehmende dranbleiben und den nächsten Schritt in der Community gehen, braucht es konsequente Begleitung: Follow-ups, Erinnerungen, Newsletter. Immer wieder müssen sie dort abgeholt werden, wo sie im nächsten Schritt Unterstützung benötigen oder sich mit ihren Fähigkeiten einbringen können. So bleiben sie langfristig aktiv – und es entsteht eine nachhaltige Bewegung.
Was du für dein eigenes Projekt mitnehmen kannst
1. Gestalte praxisnahe Formate
Menschen brauchen einen konkreten Mehrwert, um ins Handeln zu kommen – keine Theorie.
2. Kombiniere digitale Tools mit analoger Präsenz
Beides zusammen erreicht die größte Vielfalt an Menschen.
3. Humor und Leichtigkeit reduzieren Hürden
Besonders bei bürokratischen Themen oder Aktivitäten, die alleine schwer zu bestreiten sind.
4. Nach dem Event bist du noch nicht fertig
Follow-ups entscheiden über langfristiges Engagement.
5. Kooperationen schaffen Vertrauen
Nutze lokale Partner, um Reichweite zu erhöhen und Vertrauen zu schaffen.
6. Vernetze Menschen miteinander
So entsteht eine Community, die sich selbst trägt und langfristig motiviert – wie bei den Helfer*innen aus dem Netzwerk von Plan B, die später andere Teilnehmende als Balkon-Scouts zur Eventteilnahme motivieren oder beim Aufbau von Balkonkraftwerken helfen.
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Lust auf mehr? Im CORRECTIV.StartHub findest du Unterstützung, Austausch mit Gleichgesinnten und neue Impulse für dein Community-zentriertes Medienprojekt im Lokalen.
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