Wie du junge Zielgruppen mit TikTok erreichst

TikTok ist eine zunehmend relevante Plattform für den Lokaljournalismus, insbesondere wenn du eine junge Zielgruppe ansprechen möchtest. Daher startete Pauline Tillmann im Rahmen ihres Future of News Fellowships des Media Lab Bayern ein Experiment: Sie baute den Kanal @newslab.konstanz auf, sprach mit Jugendlichen über ihre Erwartungen an journalistische Inhalte und beobachtete, was funktioniert – und was nicht. Ihre Erfahrungen zeigen, wie du die Plattform nutzen kannst, welche Inhalte funktionieren und welche Strategien empfehlenswert sind.


TikTok wird oft mit Musikclips, Memes und Tanzvideos assoziiert. Doch die Plattform ist längst viel mehr als das. Viele Jugendliche nutzen TikTok täglich mehrere Stunden, um sich über Weltgeschehen, Gesellschaft oder ihre Umgebung zu informieren. TikTok dient also nicht nur zur Unterhaltung, sondern zunehemend als Informationsquelle.

Die Inhalte müssen daher kurz, visuell, relevant und auf die Zielgruppe zugeschnitten sein. Was zählt, ist nicht die Größe des Mediums, sondern Relevanz und Resonanz: Wenn du es schaffst, in 30 Sekunden eine Geschichte zu erzählen, die berührt oder überrascht, wirst du gesehen.


Praxistipps für deine Lokalredaktion auf TikTok

1. Zielgruppen kennen und verstehen

Nicht jeder Inhalt passt auf TikTok. Überlege dir, welche Themen deine jungen Nutzer*innen wirklich interessieren und ihren Alltag betreffen. Laut Pauline Tillmann funktionieren besonders gut aktuelle, nahbare Themen mit klarem Stadtbezug. Wechsle leichtere Inhalte mit ernsteren Themen ab und weise auf Veranstaltungen hin, statt nur Nachberichterstattung zu liefern. Auch einfache Formate wie kurze Clips von etwa 20 Sekunden sind völlig ausreichend, um Aufmerksamkeit zu erzeugen.

2. Stelle Alltagsrelevanz und Nähe her

Erkläre den Nuter*innen, warum ein Thema für sie relevant ist. Statt neutraler Meldungen wie „Die Stadtverwaltung beschließt..." kannst du besser formulieren: „Was bedeutet das für euch?". So werden deine Inhalte greifbar, sind nah am Alltag der Nutzer*innen und gewinnen an persönlichem Bezug.

3. Zeige Persönlichkeit

Menschen folgen Menschen, nicht Logos. Wenn du als Journalist*in selbst vor der Kamera stehst, baust du Vertrauen auf und machst Inhalte nahbar. Lokale Reporter*innen können so zu Mikro-Influencer*innen werden, ohne journalistische Standards aufzugeben. Authentizität schlägt Perfektion: Spontane, ehrliche Videos wirken oft überzeugender als aufwendig produzierte Beiträge.

4. Interaktion mitdenken

TikTok ist keine Einbahnstraße: Kommentare sind Teil des Formats. Journalismus auf der Plattform wird erst dann richtig wirksam, wenn er dialogfähig ist – also nicht nur Inhalte liefert, sondern auch den Austausch mit der Community ermöglicht. Antworte auf Kommentare, beziehe Nutzer*innen ein und adaptiere Trends für eigene Inhalte. So entsteht Nähe, Vertrauen und echtes Engagement.

5. Reichweite nutzen, finanzielle Mittel sichern

Direkt monetarisieren lassen sich Inhalte auf TikTok kaum. Dennoch kann die Plattform indirekt zur Finanzierung deines Mediums beitragen: Reichweite und Sichtbarkeit dienen als Kennzahlen, um Partner*innen, Förderungen oder lokale Sponsoren zu gewinnen. Medien, die auf TikTok aktiv sind, können damit zeigen, dass sie junge Zielgruppen erreichen – ein wertvoller Hebel für Budgetgespräche und Förderanträge.


Aufwand und Grenzen

Natürlich ist TikTok kein Allheilmittel. Die Plattform folgt eigenen Regeln: Der Algorithmus bestimmt, was sichtbar wird und belohnt Emotionalität und Tempo. Das kann deine journalistische Arbeit beeinflussen – etwa, wenn du komplexe Themen zu stark vereinfachen müsstest.

Hinzu kommt die Ressourcenfrage: Viele Lokalredaktionen scheuen sich vor TikTok, weil sie unter anderem den Aufwand fürchten. Ein erfolgreicher Kanal erfordert Planung, Kreativität und Kontinuität – das stimmt. Doch Pauline Tillmann berichtet überraschend: der tatsächliche Aufwand war deutlich geringer, als sie zunächst erwartet hatte. Viele ihrer Inhalte ließen sich mit überschaubarem Zeitaufwand erstellen, besonders wenn man bereits Material für andere Kanäle produziert. Außerdem ist tägliches Posten nicht zwingend notwendig – denn bereits die Reichweite und Performance einzelner Videos können Wirkung zeigen.

Tipp: Wenn du zum Beispiel bereits Instagram-Reels erstellst, kannst du die Inhalte oft problemlos cross-channel nutzen – also auch auf TikTok hochladen, ohne alles neu zu produzieren. So lassen sich Formate ausprobieren und feststellen, was funktioniert und was nicht, ohne die Redaktion zu überlasten.


Fazit: So kannst du TikTok gezielt einsetzen

Die entscheidende Frage ist nicht mehr, ob, sondern wie du TikTok im Lokaljournalismus nutzt. Wenn du Formate entwickelst, die auf der Plattform funktionieren, erschließt du Zugang zu einer Generation, für die klassische Medien kaum noch Relevanz haben, und erprobst eine neue Art des Storytellings.

Für dich bedeutet das konkret:

  • Neue Erzählformen ausprobieren

  • Jüngere Reporter*innen einbeziehen

  • TikTok als Labor begreifen

So kannst du Reichweite, Interaktion und Relevanz steigern und gleichzeitig deine Inhalte zielgerichtet testen und weiterentwickeln. TikTok bietet dir die Möglichkeit, junge Zielgruppen direkt zu erreichen, Geschichten kreativ zu erzählen und langfristig die Bindung an dein Medium zu stärken.


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